Geldern,

800 Feuerwehrleute üben bei den "Rescue Days" für Rettungseinsätze

Umgestürzte Autos, Glasscherben, Plastikteile: Was in Geldern nach einer schlimmen Katastrophe aussieht, ist nur eine Übung: 800 Feuerwehrleute aus Deutschland und vielen anderen Ländern proben bei den „Rescue Days“ technische Hilfeleistung. Jeder Griff muss sitzen.

Der Dummy eines Unfallopfers wird aus dem Wagen geborgen. Foto: Jakob Studnar

Als die Männer den leblosen, roten Körper endlich aus dem Passat ziehen, ist mehr als eine Stunde vorbei. Der auf der Seite liegende Kombi ist komplett zerpflückt. Das Dach: ab. Die hundertfach gesprungene Windschutzscheibe: auf der Hälfte zurückgeklappt. Die Fahrertür: nach vorne gebogen. Und im Unterboden klafft ein Loch. Im echten Leben geht es flotter. "In 15 Minuten ist die Person draußen, ach was, schneller", sagt Claus-Peter Thomas von der Feuerwehr Berlin.

Umgestürzte Autos inmitten von Glassplittern

Heute geht es nicht um Leben und Tod. Trotzdem schaut es auf dem abgesperrten Ostwall am Rande der Gelderner Innenstadt wüst aus. Auf mehreren Hundert Metern liegen umgestürzte Pkw inmitten von Glassplittern und abgespritzten Plastikteilen, oft sind die Autos eingedrückt. Daneben stehen demolierte Fahrerhäuschen von Lastwagen.

Willkommen bei den "Rescue Days": 800 Feuerwehrleute aus ganz Deutschland, aber auch aus den Niederlanden, Belgien, sogar Brasilien und den USA proben - wie es im Jargon der Lebensretter heißt - technische Hilfeleistung. Eingeladen hat eine Ausrüsterfirma aus Baden-Württemberg.

Reale Szenarien - gerade für den Niederrhein

Fahrzeug auf der Seite, Pkw unter Lkw, Auto um Baum: reale Szenarien - gerade auch für den Niederrhein, wo Autos auf manchen Bundesstraßen mit 100 Stundenkilometern unterwegs sind, mitunter noch schneller. "Die Unfälle sind dann heftig", sagt Reiner Gilles von der Feuerwehr Geldern. Einsätze, wie sie hier simuliert werden, habe man übers Jahr gesehen im Kreisgebiet sicher 150 bis 200 Mal - "natürlich in unterschiedlicher Schwere".

Ist das Auto richtig stabilisiert? Wo setzt man die Schere an, um einen Zugang zu schaffen? Wie stabilisiert man die eingeklemmte Person? Welche Säge eignet sich für die Windschutzscheibe? Wie es geht, das weiß jeder Retter aus seinem Alltag. Heute aber geht es darum, wie es noch ein bisschen besser geht. In zusammengewürfelten Teams kümmern sich Feuerwehr um die Autowracks. Die Ausbilder stellen neue Geräte vor; und die Feuerwehrleute lernen voneinander. Metall knackt, wenn sie dosenöffnergleich die schweren Spreizer ansetzen. "Die Einsatzkräfte in jedem Land haben ihre Besonderheiten", weiß Willem van Dijvenvoord aus dem niederländischen Katwijk. Kollege Bernd Schnellche von der Feuerwehr in Luxemburg etwa ist überzeugt: "Wenig schneiden. Schon wenige Schnitte können sehr effektiv sein."

Keine Bewegung zu viel

Früher war die Feuerwehr-Welt einfach. Da wurden Fahrzeuge, wie der auf die Seite gekippte Passat, zunächst wieder auf alle Viere gestellt, schwupps. Heute mutet man das den Unfallopfern nicht mehr zu - keine Bewegung zu viel! Durch den Kofferraum klettert ein Feuerwehrmann ins Wageninnere zum "Fahrer", der im Fußraum eingeklemmt ist. Er bringt die Puppe in kreislaufstabile Lage (Kopf über Herz). Ausbilder Torsten Krusewitz ist im realen Leben bei der Feuerwehr in Düsseldorf im Einsatz. Er gibt Tipps, er warnt vor Airbags, die sich mitunter auch erst nach einem Unfall öffnen.

Krusewitz zeigt den Kollegen, wo im Unterboden ein Loch geschnitten werden muss, damit der mittlerweile eingetroffene Notarzt von der Seite aus die verletzten Füße des Fahrers versorgen kann. Es gibt viel, was Lebensretter falsch machen können - vor allem bei verunglückten Neufahrzeugen. Da liegen Versorgungsleitungen anders, einmal die Schere falsch angesetzt - Kurzschlussgefahr! Auch ziemlich fatal: wenn Einsatzkräfte den Zündschlüssel abziehen. "Bei vielen modernen Autos bringen sich Sitz und Lenkrad dann in eine Komfortposition fürs Aussteigen", erklärt der Ausbilder. Für den eingeklemmten Fahrer könnte das schlimme Folgen haben.

Gut zu wissen. Der nächste Einsatz kommt bestimmt.

Text: Holger Dumke

Quelle: www.derwesten.de

Link: www.derwesten.de/region/800-feuerwehrleute-ueben-bei-den-rescue-days-fuer-rettungseinsaetze-id8525850.html


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