Die Bilder aus dem Fernsehen hatten es ihm angetan. Marc Janßen war zehn Jahre alt, als er einen Hochwassereinsatz des Technischen Hilfswerks (THW) auf der Mattscheibe sah. Danach war für ihn klar: Ich gehe zum THW.
Marc Janßen ist Jugendgruppenleiter beim Ortsverband Geldern. In diesem Jahr war der mittlerweile 21-Jährige bei seinem ersten großen Einsatz dabei, im Hochwassergebiet rund um Magdeburg: "Ich habe dort gesehen, was hinter den Kameras passiert." Während die Fernsehbilder Deiche zeigten, über denen die Sonne scheint, stand Janßen im Wasser, das aus einem Kanal floss.
Was zu tun war, um Deiche zu bauen und zu sichern, das hatte er bei der THW-Grundausbildung gelernt. "Ich wusste zwar, wie viel Kilo Sand in einen Sack kommen und wie die zu stapeln sind, aber das Lernen ist ein Unterschied zur Anwendung im richtigen Leben. Denn man weiß nie wie die Schadenslage wird", sagt Janßen. Deswegen sei Teamarbeit beim THW so wichtig.
Darum geht es bereits in den Jugendgruppen des Technischen Hilfswerks. "Teamgeist ist das Wichtigste. Wenn einer bei uns nicht weiter weiß, kann der andere ihn unterstützen. Natürlich so, dass der andere auch noch weiter lernt", erklärt Janßen. Die Jugendlichen helfen sich nicht nur untereinander, zum Beispiel beim Funken, sondern versetzten sich auch in die Rolle derjenigen, die gerettet werden müssen.
Um sich in die Lage einer hilflosen Person zu versetzen, die in eine Trage eingebunden ist, schlüpfen die Jugendlichen bei Übungen selbst in die Rolle des Verletzten. Dann lässt sich auch schnell feststellen, wie fest ein Verband gezogen werden muss. Auch das gehört zur Ausbildung.
Gerne würde Marc Janßen später auch beruflich für das THW tätig sein. Und seine Begeisterung ist ansteckend: Vier Jungs aus seiner Nachbarschaft hat er bereits angesteckt. Nur Mädchen gebe es in der Jugendgruppe noch zu wenige, findet Janßen.
Eine von ihnen ist seine Stellvertreterin. Marie-Christin Idahl ist nun seit anderthalb Jahren beim THW. Gut findet sie, dass die Mädchen nicht mit Samthandschuhen angepackt werden, sondern gleichberechtigt sind. Leider würden sie oft unterschätzt. Mädchen und Jungs lernen, wie Schläuche gelegt und Brunnen leer gepumpt werden. Auch üben sie, wie ein Trennschleifer gebraucht wird. "Zuletzt haben wir bei den Rescue Days in Geldern mit Schere und Spreizer gearbeitet. Der Umgang damit ist gar nicht so einfach, wie viele denken", sagt Idahl. Angst vor dem Einsatz schwerer Geräte hat die 18-Jährige ohnehin nicht.
Warum sie sich beim THW engagiert, ist für sie keine Frage: "Ich bin da, um Menschenleben zu retten. Ich möchte ja auch, dass mir geholfen wird, wenn ich Hilfe brauche", sagt Idahl. Die Jugendlichen machen ein Jugendabzeichen in Bronze, Silber und Gold. "Das ist ähnlich wie beim Schwimmen", erklärt Janßen. Mit steigendem Wissen gibt es ein anderes Abzeichen. "Was die Jugendlichen lernen, brauchen sie auch später für die Grundausbildung", sagt Idahl. Ab einem Alter von 17 Jahren, können die Jugendlichen dann mit der Grundausbildung beginnen. Marie-Christin Idahl hat sich für das Technisches Hilfswerk entschieden. Sie absolviert gerade die Grundausbildung. Im Anschluss kann sie bei Einsätzen mitfahren.
Vielleicht wird sie demnächst auch bei einer Hochwasserkatastrophe dabei sein. Dann wird sie wie ihr Kollege Marc Janßen ebenfalls Sandsäcke füllen, um den Menschen in Not zu helfen.
Text: Bianca Mokwa
Foto: Gerhard Seybert
Quelle: www.rp-online.de
Link:Kreis Kleve: Jugendliche beim THW wollen Leben retten (RP ONLINE, 28.10.2013)