Der Teddy trägt um den Bauch einen Verband, und der Kopf ist ebenfalls fachmännisch eingewickelt. "Treppensturz" vermutet Andreas Kohlschreiber. Er ist Pflegedirektor im St.-Clemens-Hospital in Geldern und gleichzeitig Projektleiter des Teddy-Krankenhauses. "Die Idee stammt ursprünglich aus Skandinavien" erklärt Christoph Weß, kaufmännischer Direktor des Gelderner Hospitals. Skandinavischen Medizinstudenten war aufgefallen, dass den meisten Kindern der erste Krankenhausaufenthalt Angst verursacht. Alles ist fremd, die Gegend ungewohnt, die Ärzte in ihrer weißen Kleidung sind beeindruckend und die medizinischen Instrumente angsteinflößend. Um den Kindern das ungute Gefühl zu nehmen und ihnen zu erklären, warum ein Krankenhausaufenthalt manchmal nötig ist, wurde das Teddy-Krankenhaus erfunden.
"Die Institution Klinik wird nachgestellt" erklärt Weß. "Die Kinder erleben den Krankenhausaufenthalt aus Sicht der Eltern." Sie sind Puppenmamas und Teddypapas, die das kranke Lieblingsstück begleiten. Am Spielplatz des St.-Clemens-Hospitals wird nächsten Donnerstag eine Zeltstadt entstehen, bei Starkregen auf dem Parkplatz. In den einzelnen Zelten werden die verschiedenen Stationen eines richtigen Krankenhauses durchlaufen. Die Kinder nehmen zunächst mit ihrem flauschigen Patienten im Wartezelt Platz. Das Stofftier durchläuft die ganz normale Patientenaufnahme. Danach geht es in das Untersuchungszelt. Die Stofftiere werden je nach Krankheitsfall geröntgt, zum Beispiel wenn der Verdacht auf einen gebrochenen Plüsch-Arm besteht.
"Es wird operiert, aber auch internistisch behandelt", sagt Andreas Kalkowski, leitender Arzt der Abteilung für Kinder-und Jugendmedizin. Er freut sich schon auf das, was der Tag den Kindern bringen soll. "Erst die besorgten Blicke und dann das Glück, wenn die Kinder sehen, dass es ihrem Patienten besser geht. Am Ende ihres Besuchs des Teddy-Krankenhauses sollen die Kinder mit dem sicheren Gefühl nach Hause gehen: ,Wenn mein Kuscheltier das schafft, dann schaffe ich das auch."
Zwischen 500 und 600 Kinder sollen vom pädagogischen Effekt des Teddy-Krankenhauses, das erstmals in Geldern stattfindet, profitieren. Möglich wird so eine Veranstaltung nur mit jeder Menge Helfer. Das Deutsche Rote Kreuz ist vor Ort, baut mit die Zelte auf und hilft bei der kinderfreundlichen Versorgung. Die Obstbauern der Region spendet Äpfel. Das Technische Hilfswerk sorgt für Strom. Auch die AOK ist mit im Boot. "Das passt, weil auch Beratung und Gesundheitssicherung unsere Aufgaben ist. Dazu gehört es auch, Kindern die Angst zu nehmen", sagt AOK-Regionaldirektorin Barbara Nickesen. Weitere Unterstützung kommt vom Förderverein der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin des St.-Clemens-Hospitals.
An den drei Tagen, Donnerstag bis Samstag kommender Woche, wird ein Team von 50 bis 60 Leuten dafür sorgen, dass kranke Puppen, Teddys und andere Plüschgestalten wieder auf die Beine kommen.
Text: Bianca Mokwa
Foto: Thomas Binn
Quelle: www.rp-online.de
Link:Geldern: Teddy-Krankenhaus erstmals in Geldern (RP ONLINE, 06.09.2014)