Ein starkes Erdbeben erschütterte am Samstag, dem 12.05.2012, den Kreis Wesel und zerstörte große Teile des Weseler Stadtgebietes. Einsatzkräfte der THW Ortsverbände Kleve, Geldern und Dinslaken, sowie die Feuerwehr der Stadt Kleve, wurden ins Katastrophengebiet beordert - so das Szenario einer Gemeinschaftsübung von THW und Feuerwehr, die am Samstag auf dem THW-Übungsgelände „Kanonenberge" in Wesel stattfand.
Bereits am Samstagmittag begann die Übung, die durch den THW Ortsverband Kleve und die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kleve organisiert worden war. Nach und nach wurden mehr Einheiten von Feuerwehr und THW alarmiert und rückten im Schadensgebiet an. Auch der THW OV Geldern beteiligte sich auf Einladung des OV Kleve an dieser Übung und rückte am frühen Nachmittag von der heimischen Unterkunft aus mit einer Bergungsgruppe (0/2/6/8) im GKW 1 und mit Einsatz-Gerüst-System (EGS) in Wesel an.
Die Einsatzabschnittsleitung (EAL) 1, betrieben von der Feuerwehr, wies Gruppenführer Christian Laumann in die Lage ein und erteilte ihm zuerst den Auftrag, eine Versorgungsstelle zu errichten, damit sich die THW- und FFW-Einheiten, die sich bereits im Einsatz befanden, stärken konnten. Zwei Küchenzelte und zehn Festzeltgarnituren standen dafür schon zum Aufbau bereit. Anschließend folgte der nächste Auftrag, den westlichen Bereich des Schadensgebietes zu erkunden. Im Norden des Geländes angekommen wurden zwar keine Verletzten gefunden, jedoch stieß die Gruppe auf eine Schlucht, die es zu überwinden galt. Gleichzeitig traf die Meldung ein, dass in einem eingestürzten Gebäude im östlichen Teil des Schadensgebietes noch Verletzte vermutet wurden.
Um beide Aufgaben bearbeiten zu können, teilte Laumann seine Gruppe in zwei Trupps auf und forderte bei der EAL 1 Unterstützung an. Während sich Trupp 1 an die Erkundung des eingestürzten Gebäudes machte, begann Trupp 2 mit Hilfe Ihres EGS mit dem Bau eines 9 m freitragenden Steges über die Schlucht. Kurze Zeit später traf ein Löschzug der FFW Kleve ein, der sich ebenfalls aufteilte und die beiden Trupps des THW unterstützte.
Ein realitätsnahes Szenario wurde durch die Mimen der THW-Jugend und der Jugendfeuerwehr ermöglicht, die mit Begeisterung und glücklicherweise nur geschminkten, aber sehr echt wirkenden Verletzungen Opfer des Erdbebens darstellten. Die Lage wurde zu einer echten Herausforderung, da Gruppenführer Laumann den Feuerwehrleuten, die das EGS zum ersten Mal verwendeten, detailliert erklären musste, wie der Steg zu bauen war und gleichzeitig per Funk für seinen Suchtrupp zur Verfügung stehen musste. Zu den Lagemeldungen an die EAL 1 kam dann auch noch eine hartnäckige Reporterin, dargestellt durch die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit (BÖ) des OV Dinslaken, die sich nur schwer abwimmeln und an die Einsatzleitung verweisen ließ. Letztlich konnten die Verletzten aber erfolgreich gerettet, an den Rettungsdienst übergeben und der Steg über die Schlucht fertiggestellt werden.
Gegen 20:00 Uhr endete die erfolgreiche Übung schließlich bei einem gemeinsamen Grillabend mit einem regen Informationsaustausch zwischen THW-Kräften und Angehörigen der Feuerwehr. Beide Seiten hatten viele interessante neue Erfahrungen machen können und viele Ähnlichkeiten, aber auch einige Unterschiede, zwischen den Organisationen feststellen können. Dies ließ sich vor allem in der Vorgehensweise, einen Einsatz abzuarbeiten, erkennen. Während die Feuerwehr in erster Linie für vergleichsweise kleine Einsätze und auf Geschwindigkeit ausgelegt ist, zeigt das THW seine Stärke in der Bearbeitung großer Schadenslagen. Die allgemeine Meinung war schließlich, dass man sich perfekt ergänzen würde.
Nach einer Übernachtung in der Mehrzweckhalle der THW-Geschäftsstelle Wesel gab es noch ein gemeinsames Frühstück im Sonnenschein, bevor alle wieder nach Hause fuhren.
Wir bedanken uns bei den Organisatoren und allen Beteiligten und hoffen auf weitere gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und THW, für die diese Übung ein sehr gutes Beispiel war.
Weitere Hinweise und Berichte der anderen Teilnehmer finden sich auf:
Text: ChL (OGLD) / ODLK
Fotos: ChL (OGLD)