Zur Einführung eines gemeinsamen digitalen Funknetzes der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) gehört ein Probetrieb von etwa vier Monaten. Im Kreis Kleve steht diese Testphase kurz vor dem Abschluss. Die Beanspruchung der Netzinfrastruktur und die Kontrolle der Kommunikationsmöglichkeiten im Digitalfunk, speziell die Kommunikation innerhalb einer Basisstation bis hin zur völligen Auslastung, waren die Testziele eine Funkübung auf Kreisebene, an der neben einigen Freiwilligen Feuerwehren und dem Rettungsdienst des Kreises Kleve auch Jugendfeuerwehren, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der Malteser Hilfsdienst (MHD) und Helferinnen und Helfer aus den Ortsverbänden (OV) Emmerich, Geldern und Kleve des Technischen Hilfswerks (THW) teilnahmen.
In der Ausgangssituation des Übungsszenarios war ein Jugendzeltlager auf dem Traberpark „den Heyberg“ in Kevelaer - Twisteden von einem heftigen Gewitter überrascht worden. Die Jugendlichen suchten teilweise in Panik Schutz in leer stehenden Scheltern und im angrenzenden Waldgebiet. Der Notruf eines Betreuers erreichte daraufhin die Leitstelle Kleve mit dem Hinweis, dass Kinder und Betreuer vermisst würden.
Ein Einsatzleitwagen (ELW 2) rückte ins „Einsatzgebiet“ aus. Auf dem Parkplatz des Traberparks richtete die Besatzung um 08:30 Uhr eine Einsatzleitung (EL) ein und koordinierte alle weiteren Maßnahmen. Hierzu gehörte die Alarmierung des Rettungsdienstes und der Einsatzkräfte, die sich aufgrund einer Voralarmierung bereits gegen 09:00 Uhr an der Feuer- und Rettungswache in Kevelaer versammelt hatten und sich auf Abruf in einen festgelegten Bereitstellungsraum (BR) im Bereich des Traberparks begaben.
Kreisbeauftragter Gregor Bieker unterstützte als Fachberater des THW die EL und stand für beratende und koordinierende Maßnahmen zur Verfügung.
Nachdem die EL drei Einsatzabschnitte (EA) gebildet hatte um die Einsatzräume zu ordnen, wurden die Leiter der EA angefordert und in die Lage eingewiesen. Niclas Janßen, Ortsbeauftragter (OB) des Ortsverbandes Kleve und zugleich „Bereichsausbilder Sprechfunk“ des THW, erhielt den Auftrag, die Leitung des „EA 3“ zu übernehmen mit dem Schwerpunkt „Personensuche in Gebäuden“. Hierzu richtete er mit je einem Führungsfahrzeug (MTW) aus den Ortsverbänden Geldern und Kleve in dem ihm zugewiesenen Einsatzgebiet eine Einsatzabschnittsleitung (EAL) ein und organisierte und koordinierte mit drei Helferinnen und Helfern aus den OV Geldern und Kleve den Einsatz der THW-Kräfte.
Jeweils zwei THW-Einsatzkräfte bildeten einen der etwa ein Dutzend Suchtrupps. Diese wurden mit digitalen Handfunkgeräten ausgestattet, die für diese Übung vom THW-Landesverband Nordrhein-Westfalen (LV NW) leihweise zur Verfügung gestellt worden waren. Aufgabe dieser Suchtrupps war es, die „Verletztendarsteller“ zu finden und deren Aufenthaltsort mit dem Verletzungsmuster an die EAL zu melden. Da es sich um eine reine „Kommunikationsübung“ handelte, waren keine realen Verletzungen, wie bei einer realistischen Unfalldarstellung, vorhanden. Die zu suchenden Personen hielten Informationen bereit, aus denen die angenommenen Verletzungen hervorgingen.
Die EAL gab die eingegangenen Meldungen an die EL weiter, wo ein leitender Notarzt (LNA) und der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes (OrgL Rett) auf der Grundlage des Meldebildes über den Einsatz der Rettungsmittel zu entscheiden hatten. Für den Transport der „Verletzten“ zwischen EA und einer Patientenablage des MHD standen zwei Krankentransportwagen (KTW) und ein Rettungstransportwagen (RTW) bereit.
Bei einer Vorbesprechung zu der Funkübung hatte sich wenige Tage zuvor bereits herausgestellt, dass mit den digitalen Funkgeräten des THW eine Anbindung und Einwahl in die Funkrufgruppen des Kreises Kleve nicht möglich war. Da dieses Problem in wenigen Stunden bzw. Tagen nicht zu beheben war, wurde ein THW-Funkgerät in die EL gegeben, so dass damit eine Verbindung zur THW-EAL aufgebaut werden konnte. Innerhalb des „EA 3“ kommunizierten die THW-Einsatzkräfte dann über die vorhandenen THW-Funkrufgruppen.
Gegen 12:00 Uhr wurde das Einsatzende bekannt gegeben und die Übungsteilnehmer konnten sich bei der EL mit einem Imbiss sowie Kalt- und Warmgetränken, bereitgestellt durch den MHD, stärken. Hier wurde durch die Planer und Organisatoren der Übung, Michael Welbers (Leitstelle Kleve) und Christian Unger (FFW Kevelaer) und durch den Übungsleiter Reiner Gilles, stv. Kreisbrandmeister (KBM) des Kreises Kleve, ein erstes Fazit gezogen, das durchaus positiv ausfiel.
Aus persönlichen Eindrücken der Übenden und den von den EA eingereichten Meldebögen waren verschiedene Schwachpunkte des digitalen Funknetzes erkennbar geworden, die es nun bis zur Einführung des Wirkbetriebes im Digitalfunk des Kreises Kleve noch auszumerzen gilt.
Sicher ist ein weiteres Übungsziel, den Teilnehmern ein Gefühl für das Verhalten der digitalen Funkgeräte im Netzbetrieb (TMO) sowie im netzunabhängigen Betrieb (DMO) zu vermitteln und die Grenzen dieser Kommunikationsarten kennenzulernen, erreicht worden. Dennoch bedarf es in naher Zukunft einer intensiven Schulung im Umgang mit dem neuen Kommunikationsmittel, sobald den OV im Kreis Kleve digitale Funkgeräte für die Teilnahme am Wirkbetrieb zugewiesen werden.
Text: GrB (OGLD)
Fotos: GrB (OGLD)