Aufgrund der Medienberichte waren im OV Geldern die Vorbereitungen auf einen möglichen Einsatz im „Hochwasser Mai/Juni 2013“ schon frühzeitig angelaufen. Wegen der Anordnung der Rufbereitschaft durch den Landesverband NW, kam die Alarmierung durch die „Leitungs- und Koordinierungsgruppe“ der Geschäftsstelle Wesel (LuK GWES) am 08.06.2013 gegen 16:00 Uhr dann auch nicht mehr überraschend.
Als die ersten Helfer im OV eintrafen, waren Ortsbeauftragter (OB) Holger Teetz und Zugführer (ZFü) Björn Wiesner noch dabei, weitere Helfer zu alarmieren. Dabei standen auch organisatorische Regelungen im Mittelpunkt: Sind alle geimpft, ist die persönliche Schutzausstattung (PSA) komplett, muss der Arbeitgeber informiert werden, was muss noch eingepackt werden, etc. Nachdem alles verstaut war, machten sich GrFü Christian Laumann, TrFü Erik Hüyng, Kf Simon Hallen, He Dominic Verhoeven, OV-Koch Marc Janßen und stv. OB Klaus Lüstraeten mit dem MTW-OV und dem Anhänger-OV (0,75 t) gegen 18:00 Uhr auf den Weg zum Ortsverband Oberhausen, der als Sammelstelle für die alarmierten Kräfte aus den Ortsverbänden des Geschäftsführerbereiches Wesel (OV Ahaus, OV Bocholt/Borken, OV Dinslaken, OV Emmerich, OV Geldern, OV Gronau, OV Kleve, OV Moers, OV Oberhausen, OV Wesel) festgelegt worden war.
Im OV Oberhausen übernahm Frank Luinenburg (OV Emmerich) die Führung der Einsatzkräfte und man nutzte die Zeit, etwas zu trinken und sich auf die Weiterreise vorzubereiten. Um ca. 21:00 Uhr erhielt die Mannschaft den Marschbefehl, einen Bereitstellungsraum in Bielefeld anzufahren, der gegen Mitternacht erreicht wurde. Hier bestand die Möglichkeit, eine Kleinigkeit zu essen, in Ruhe abzuschalten, oder auch mit all den anderen Helfern, die in großer Zahl aus ganz NRW hier eingetroffen waren, zu reden.
2 ½ Stunden später lautete der Marschbefehl: Verlegen nach Magdeburg. Nun war allen klar, dass ihnen eine lange Nacht im MTW bevorstand. Versorgt mit Marschverpflegung fuhren die Einsatzkräfte in der Marschkolonne zügig nach Magdeburg.
Früh morgens kamen die Einsatzkräfte am 09.06.2013 gegen 08:00 Uhr in einem ersten Breitstellungsraum an. Auf dem zur Verfügung stehenden Parkplatz eines Lebensmittelhändlers, der aber bereits sehr voll war, hielten sich schließlich mehrere Hundert Helfer zwischen einer Vielzahl von THW-Fahrzeugen und Arbeitsgeräten auf. Einige versuchten, den in der Nacht verpassten Schlaf nachzuholen. Dazu musste eine Decke auf dem kalten Asphalt jedoch ausreichen. Immerhin stand ein kleines Waschbecken zur Verfügung, um wenigstens eine kurze Katzenwäsche durchzuführen.
Nach etwa vier Stunden erhielten die Einsatzkräfte den nächsten Marschbefehl, in einen endgültigen Bereitstellungsraum zu verlegen. In diesem Bereitstellungsraum waren Bundeswehr, Feuerwehr und Rotes Kreuz bereits vor Ort. Diesen Bereitstellungsraum galt es nun herzurichten. Das bedeutete Zelte und Feldbetten aufzubauen, Stromleitungen zu verlegen und vieles mehr, bis hin zum Bau einer provisorischen Dusche aus Bauzäunen, einer Plane und Wasser aus einem nahe gelegenen Hydranten.
Spät am Abend erging der erste Einsatzauftrag. Eine Straße war zu kontrollieren, welche im Falle eines Deichbruchs für die Wassermassen als Abfluss um das Stadtgebiet herum dienen sollte. Noch während der Überprüfung, ob die Seitenstraßen entsprechend mit Sandsäcken abgesperrt waren, baten Kameraden der Feuerwehr um Hilfe. In einer Seitenstraße sprudelte das Wasser aus den Gullys und floss in die Keller der anliegenden Häuser. Nachdem das Wasser aus den Gullys mit Hilfe von Sandsäcken so abgeleitet werden konnte, dass es in die angrenzenden Felder abfloss, wurde der eigentliche Auftrag bis 02:00 Uhr in der Nacht zu Ende geführt und es ging zurück in den Bereitstellungsraum. Am 10.06.2013 wurde der Bereitstellungsraum gegen 03:00 Uhr erreicht, wo die Helfer ein wenig Ruhe zu finden hofften.
Aber schon um 05:00 Uhr erhielt der Einheitsführer einen zweiten Einsatzauftrag. Binnen einer Viertelstunde war die Marschbereitschaft herzustellen, um zum Müllheizkraftwerk in Magdeburg zu verlegen. Dort sollte ein Damm um das Kraftwerk herum errichtet werden, um es im Falle eines Deichbruches bei steigendem Hochwasserstand zu schützen und einer eventuell notwendigen Abschaltung vorzubeugen. Die Sonne machte vielen zu schaffen, aber nach ein paar Stunden war der Auftrag ausgeführt, der Damm stand. Erschöpft von der Kräfte zehrenden Arbeit und der kurzen Nacht fuhren die Helfer wieder zurück in den Bereitstellungsraum, wo sie nun eine längere Pause genießen durften. Nun machten die Helfer die Erfahrung einer überwältigenden Hilfsbereitschaft für die Hilfskräfte seitens der Bürger. Sie kamen mit belegten Broten, Gemüse, Getränken und vielem mehr. Inhaber angrenzender Geschäfte unterstützen ebenfalls mit Lebensmitteln und Getränken und ermöglichten die Benutzung ihrer Toiletten.
Nach einer ruhigen Nacht erklärte der Einheitsführer am 11.06.2013 morgens in einer Lagebesprechung, dass sich die Lage für den Einsatzraum inzwischen stabilisiert habe. Als am Nachmittag der Bereitstellungsraum aufgelöst wurde, war jedoch noch unklar, ob zunächst in einen anderen Bereitstellungsraum verlegt werden würde. Am Abend erhielten die Einsatzkräfte des GFB Wesel dann aber die Gewissheit, dass in einer Nachtreise, mit einer Zwischenstation in Bielefeld, die Rückfahrt in die Heimatstandorte angetreten würde.
Am 12.06.2013 wurden die Helfer aus dem OV Geldern kurz vor 4 Uhr von ihrem OB Holger Teetz und dem ZFü Björn Wiesner im Ortsverband in Empfang genommen.
Nachdem das Notwendigste aufgeräumt war, zogen die Helfer ein erstes Fazit dieses Einsatzes. Sie stellten in den Vordergrund, viel über Hochwasserschutz, Deichverteidigung, Organisation und Improvisation gelernt zu haben. Aber auch die emotionalen Erfahrungen, insbesondere durch den Umgang mit den Kameraden der eigenen Organisation, den Kräften anderer Hilfsorganisationen und durch das Erleben von Unterstützung und Hilfsbereitschaft seitens der betroffenen Bevölkerung, spielten bei der Nachbetrachtung eine große Rolle.
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. So gilt es nun, die Erfahrungen auszuwerten, um für einen nächsten Einsatz noch besser vorbereitet zu sein.
Text: KlL, GrB (OGLD)
Fotos: ChL, ErH (OGLD)